Kombi 1

Ausstellungen im Projektraum im Kunstquartier Bethanien, Mariannenplatz 2, 10997 Berlin,
mit KunststudentInnen der UdK Berlin, der HfbK Hamburg und der Kunstakademie Düsseldorf
06.12. - 10. 12. 2012

UdK Berlin
Eva Vuillemin
Judith Dorothea Gerke
Okka Hungerbühler
Johannes Klever
Adrian Knuppertz
Moritz Lacler
Marja Marlene Lechner
Mary Audrey Ramirez
Laura Richter
Jakob Schmitt

HfbK Hamburg
Henry Kleine
Linda Lebeck
Max Schuch

Kunstakademie Düsseldorf
Kathi Schulz

Peter Branger

Kurator: Peter Branger







Kombi 1


2005 gab es ein, könnte man sagen, Kombi 0, als Vorläufer: ,,Was meinst du was wir jetzt tun sollen?" auch im Projektraum im Kunstquartier Bethanien, gleicher Kurator, mit KunststudentInnen der UdK Berlin und der HBK Braunschweig, der Klassen Tony Cragg, Katharina Sieverding, Frances Scholz, Raimund Kummer, Josephine Pryde, Olav Christopher Jenssen.

Mit: Azin Feizabadi, Natalie Haeusler, Gabriela LaPacheca & Jakob Zoche, Ronny Lischinski, Marius Wilms, Cristina Giménez Tre, Martin Krause, Jens Seidler.

Kombi 1 von 2012 wird bestritten von KunststudentInnen der Klassen: Thomas Zipp, Anselm Reyle, Hito Steyerl, Jeanne Faust, Robert Lucander, Manfred Pernice und Michaela Meliàn, und dreier Kunsthochschulen, der UdK Berlin, der HfbK Hamburg und der Kunstakademie Düsseldorf.


Es ist eine selektive Bestandsaufnahme: Informelle Malerei, Zeichnung, Videoinstallation, Objekte, Fotoarbeiten, Foto/ Text Arbeiten. Der Stand der Dinge, als Querschnitt, von mehreren Kunsthochschulen.


EvaVuillemin verbindet autobiographische Aufnahmen tagebuchartiger Selbstbefragungen mit medialen Bildern, das Fallen, der Sturz im Film werden durch die Wiederholung zu einer tragisch- komisch- poetischen Permanenz eines verletzbaren, zerbrechlichen Ich.
Judith Dorothea Gerke zeigt Foto- Textarbeiten. Sie schreibt: ich bin von einer meiner Wunden ausgegangen, dass ich mich in meinem Körper gefangen fühle, ihn nicht annehmen will...du meintest dort sieht man auch Scham, ich will etwas verbergen, was stets offensichtlich bleibt, eine Wunde. „ I want to cover my eyes in dead flies so they are beautiful.“
Okka Hungerbühler widmet sich in ihren Arbeiten häufig der Darstellung von Tieren oder tierähnlichen Geschöpfen. Die Objekte fallen durch ihre Farbigkeit und insbesondere durch ihre Materialität auf. Durch die Verwendung von Materialien wie Klebeband und Papier wirken sie in ihrer skizzenhaften Erscheinung fast flüchtig, was den Eindruck von Zerbrechlichkeit und Fehlerhaftigkeit mit sich bringt. Die Motivik ihrer Bilder wirkt stehts märchenhaft absurd und setzt sich aus disparaten, überienandergelegten Versatzstücken zusammen. Ein Hang zur Absurdität und Komik ist in Okka Hungerbühlers Arbeiten unverkennbar. (A.G.
Henry Kleine „zeigt eine neue Serie von Gemälden, die Gefühle von Frustration, Konsum, unerfüllten Sehnsüchten und abgründigen Verheißungen gewidmet sind..Kleine geht es um die Findung einer ultrasensiblen und zugleich gänzlich unpathetischen Malereiform. Die Hauptantriebskraft in seiner Malerei ist Empathie.“ (Oliver Koerner von Gustorf)
Johannes Klever schreibt: „Johannes M. D. N. R. Klever imaginiert freies Denken und bringt dieses lose mit seinen Arbeiten in Verbindung um seinem Idealismus die Angst vor der Realität zu nehmen. Er baut Gebrauchsgegenstände und ziellose Lehrmittel. Gebrauchsgegenstände, um Gedanken in dem ihnen zu Grunde liegenden Alltag zu manifestieren, antididaktische lehrmittelartige Objekte um den Gedanken das Ziel zu nehmen. Er strebt nach der materiellen Manifestierung gedanklicher Freiheit.“
Für Adrian Knuppertz gehören selbstgebaute Möbel zur Ausstattung von Denkräumen um dort unter besten Bedingungen zur Erkenntnis zu gelangen. Aber die hilflos- naiv durchgeführte Aktion führt nicht zum Ziel, die Objekte sind Belege eines Scheiterns.
Moritz Lacler „sammelt Objekte und bearbeitet Fotografien, denen diverse Formen von Idylle innewohnen. Dabei variiert ihre Bedeutungskraft und Symbolik stark: werden manche „leere“ Elemente nur durch ihre Anwesenheit oder ihr zufälliges Mitwirken in verdichteten Lebensmomenten des Künstlers mit Bedeutung aufgeladen, so manifestieren andere offensichtlich Sehnsucht, Fülle und Losgelöstheit. Dem unvermeidbaren Zerfall dieser Momente und ihrer Intimität wirkt Moritz Lacler mit der Einfassung der Materialien in Harzblöcke entgegen. Er schützt sie, in dem er ihnen einen Körper, ein haptisches Element baut und erhebt sie sogleich auf eine neue Ebene.“ (Julien de Colle)
Linda Lebeck verknüpft in ihren Foto- Textarbeiten die Körpersprache in Alltagssituationen mit der auf musealen Bildern und schafft Transfers von Identitäten. Das was als Visualisierung von Charakter und Status gedacht war, wird zum Rollenspiel, die Bilder verdecken mehr eine Identität, als das sie diese visualisieren.
Marja Marlene Lechner bewegt sich zwischen Aufbau und Dekonstruktion, sie greift in ihren Objekten konkrete Realitätsfragmente auf, die rhythmisiert, gebündelt, sich als autonome Formen behaupten.
Mary Andrey Ramirez geht von einem Text über eine Fuchsjagd aus, der für sie eine Metapher für die Verfolgung, für das Gefühl Beute werden zu können, ist. Dieses Gefühl verfolgt, gejagt zu werden, steigert sich ins Manische, bis zum Verfolgungswahn. (Rauminstallation)
Laura Richter zeigt Fotos. Ihr nackter Körper zerfällt in ein Durcheinander zusammen gewürfelter Fragmente, er löst sich auf oder wird aus dem Bild brutal rausgeschnitten. Die Labilität und das Temporäre einer menschlichen Existenz werden schmerzhaft sichtbar gemacht.
Jakob Schmitt: „Der Titel der Arbeit spielt auf das Paradoxe in Zersetzungsprozessen an. Der Titel der Arbeit ist „schießender Schutthaufen“, bestehend aus eingefärbten Gips, Metallrohr, Draht, Wandsteinen, Aluminiumblech. Die Skulptur ist aus einem Stück gegossen und kann nicht in der Form variiert werden. Darin weicht sie vom unstrukturierten Haufen ab. Die Hohlräume in der Skulptur weisen eine gemeinsame äußere Form auf. Die Öffnungen der Hohlräume sind rund und verlaufen vertikal in der Skulptur.“
Max Schuch schreibt: „Schaukeln zwischen Realität und Phänomenologie. Ein Treiben auf farbiger Raumverdichtung und kindlicher Naivität. Zusammenhängende prägende Ängste, die in flüchtigen Erscheinungen in langatmiger Erinnerung bügeln.“
Die Zeichnungen von Kathi Schulz in schrillen Farben, mit lustigen Texten versehen, handeln von Mädchen und ihren Fantasien, in der Art eines intimen Tagebuches, wobei trivial- verkitschte Darstellungsformen mit medialen Klischees gemixt werden.

Peter Branger